Was Kreativität und Krise gemeinsam haben

Kreativ umgesetzt: Wenn aus der Veränderung eine Chance wird.

Zuerst denkt man – nichts. Die haben nichts gemeinsam. Aber, wenn man genauer hinschaut, entdeckt man.  Diese beiden Worte haben weitaus mehr gemeinsam als nur die beiden ersten Buchstaben im Wort – das K und das R. 

Auch wenn Krisen eher das Image von negativ-rückschrittig haben, bergen sie doch das Potential in sich, alte Gewohnheiten zu verlassen und Neues in Gang zu setzen. Ist eine Krise wirklich nur schlecht? Birgt sie nur Unheilvolles in sich? Dass dies nicht der Fall ist… dem kommen wir hier auf die Spur. 

Eins weiß ich aus der Arbeit mit meinen KundInnen: Krisen und Herausforderungen sind immer der Wendepunkt für einen Neuanfang. Und Kreativität eine Möglichkeit, sich selber aktiv zu erleben und zu nachhaltigen Lösungen und Erkenntnissen zu kommen. Dazu später mehr. 

Krisen gab es schon immer 

Schauen wir uns doch erst einmal um. Krisen gibt es immer und überall. Die ganz persönlichen und die weltweit großen. Auch wenn es uns jahrzehntelang in unserer Wohlstands-Bubble gut geht, erlebt die Welt immer irgendwo ihre Krisenherde – Kriege, Naturkatastrophen, Armut, Hunger, Diktaturen, Verfolgung… Sie gehören zum Leben dazu.

In den letzten Jahrzehnten fiel es uns einfacher die Augen vor den Krisenherden auf den weltweiten Schauplätzen zu verschließen. Doch jetzt knallen sie uns auch um die Ohren – durch den Krieg in der Ukraine, die Energieknappheit, die Flüchtlingswellen …. 

Aber es gibt große Unterschiede, wie sich eine Krise auswirkt – je nachdem wo sie stattfindet. So kann z.B. in einem Entwicklungsland eine wirtschaftliche Krise zu extremer Verschärfung von Armut und sozialer Ungerechtigkeit im ganzen Land führen, während dieselbe Krise sich in einem Industrieland vor allem auf die Unternehmen und die Arbeitslosigkeit beschränkt. Es ist ein weites Feld. 

Menschen reagieren unterschiedlich auf Krisen

Und auch in Bezug auf den Menschen gibt es große Unterschiede in der Wahrnehmung einer Krise: Wie geht ein Mensch mit einer Krise generell um? Wie sehr helfen ihm Lebenseinstellung, Charakter und Resilienz? Welche Prägungen und Verhaltensmuster hat er mitbekommen, um Krisen besser oder schlechter zu bewältigen? Wie wird sie individuell gewichtet und bewertet? 

Was ich von unserer Ukrainerin lerne 

Oft gestaunt habe ich in den letzten Monaten über Inna, unsere Ukrainerin, die Ende März 2022 mit ihrer Tochter für sieben Monate bei uns wohnte. Wo nimmt sie ihren Lebensmut her? Woher die Kraft, hier mit quasi Nichts ganz neu anzufangen? Trotzdem ihr Leben in die Hand zu nehmen und kraftvoll zu gestalten, auch wenn ihr Mann und ihre Familie noch in der Ukraine sind, ihre Stadt im Osten unter dramatischem russischen Beschuss liegt.

Sie erzählt mir, dass sie als Kind ein unerschütterliches Vertrauen mit ins Leben bekommen hat. Es war nicht immer alles einfach bei, aber sie hat Liebe, Verbundenheit in der Familie erlebt, eine ordentliche Portion Flexibilität sowie eine tiefe Wurzel in ihrem orthodoxen Glauben. Bei allem Schwierigen kann sie so ihren Aufenthalt in Deutschland als Chance sehen, holt kreativ das Beste aus der krisenvollen Situation heraus. 

Fazit: der Mensch bewertet in sich und durch sich die Bedeutung und Schwere einer Krise. Eine wichtige Grundlage gut da durchzukommen ist die, wie sehr er in der Kindheit Liebe, Verbundenheit und auch Gestaltungsfreiheit erfahren hat.  

Inna und ich auf dem Nieder-Olmer Markt

Some facts about Kreativität 

Das ist – laut Definition – die Fähigkeit und das Talent eines Menschen, neue und originelle Ideen zu entwickeln und umzusetzen. Viele denken, nur KünstlerInnen seien kreativ. Klar, es gibt Talente. Aber das ist nur die halbe Miete. Dabei ist Kreativität äußerst vielseitig und das Umfeld und der Einfluss von außen sind ebenso von Bedeutung. 

Kreativität bezieht sich auf die künstlerische Schaffenskraft, das Denken außerhalb der Box und der Fähigkeit, Probleme auf kreative Weise zu lösen, neue Lösungen zu finden. Sie ist in eigentlich in allen Lebensbereichen wichtig und notwendig, in der Wissenschaft, Technologie, der Kunst, in Bildung und Erziehung, in Unternehmen und in der persönlichen Entwicklung. So gibt es verschiedenste Formen von Kreativtypen. Wie gesagt, nicht nur ein Künstler ist kreativ. 

Menschen haben unterschiedliche Begabungen, Fähigkeiten und Interessen. Es gibt Menschen, die waren mal kreativ und alles ist verschütt gegangen – durch Erziehung, Bildung und Beruf. Andere leben ihre Kreativität sehr spontan und intuitiv aus, während wieder andere mit viel Ausdauer und Genauigkeit an ihren kreativen Projekten bleiben, sie sehr genau und akribisch umsetzen.

Kreativität in der Kindheit 

Ein wichtiger Aspekt ist auch hier – hat(te) in der Kindheit kreatives Tun, Ausprobieren, Versuche und Fehler machen dürfen Raum und Wert? Wie ist das Umfeld geprägt? Gibt es kreative „Räume“ zum Ausprobieren oder steht vor allem Funktionalität und Leistung im Vordergrund? Können Kinder auch einfach mal nur „da sein“ , schauen – so wie hier mein jüngster Sohn im Atelier unserer Künstlerfreundes Andreas Felger 2005. Ich liebe dieses Bild.

Ich weiß von mir selber, dass ich schon als Kind immer bastelnd, tüftelnd und kreativ unterwegs war und dieser Raum auch zur Verfügung stand. Später, als ich eher holprig in den Beruf startete, habe ich gemerkt, dass meine Kreativität und die Vorstellung, etwas gestalten zu können, mir immer aus der jeweiligen schwierigen Situation geholfen hat. Und nicht nur da! 

Kind im Atelier Andreas Felder

Wissenschaftlich belegt – Kreatives Denken hilft bei Herausforderungen 

Verschiedenste Studien belegen, dass die Fähigkeit, in verschiedene Richtungen zu denken und neue mögliche Lösungen zu generieren – man nennt das divergentes Denken – im klaren Zusammenhang mit der Ausgeprägtheit von Kreativität stehen. (u.a. Kreativität und Entrepreneurship, Michael Gielnik, 2013; Psychologie der Kreativität: Divergentes Denken und Handeln in Forschung und Praxis, Günter Krampen 2019). Sie belegen, dass Menschen, die in der Lage sind, viele mögliche Lösungen für ein Problem zu generieren, tendenziell kreativer sind – egal, ob im Alltag, im Beruf auf verschiedensten Ebenen. 

Fazit:  Menschen die kreativer sind, können schneller umdenken und neue Lösungen für ein Problem finden. 

Und sind sie damit auch in der Lage Krisen besser zu bewältigen? Vielleicht hilft uns der Blick auf die Gemeinsamkeiten weiter. 

Gemeinsamkeiten von Krise und Kreativität

Veränderungen in zwei Richtungen  

Eine der wichtigsten Gemeinsamkeiten ist, dass sowohl Krise als auch Kreativität Auslöser für Veränderungen sind. 

Eine Krise bringt Veränderung. Die kommt in den meisten Fällen von außen. 

Eine Krise kann und wird den Status quo verändern und jemanden dazu bringen, anders zu denken. Sie trägt die Veränderung quasi von außen an einen Menschen heran. Gewollt oder ungewollt. Oft bleibt dann keine andere Wahl, als neue Wege zu beschreiten. Die Menschen, die offen und flexibel sind, haben da einen Vorteil. 

Kreativität hingegen schafft die Veränderung v.a. aus sich heraus, sie kommt eher von innen. Menschen die kreativ sind fällt es leichter und sie können oft nicht anders, Neues zu denken und auszuprobieren – aus sich heraus ohne äußeren Impuls. 

Trifft doch eine Krise auf einen kreativen Menschen, ist der – in den meisten Fällen –  eher im Stande aus dieser etwas Neues zu kreieren, ist dieser es doch gewohnt in Veränderung zu denken. So haben zum Beispiel die Künstler in Athen in der Wirtschaftkrise 2018 ihren Unmut als Graffiti auf die Häuser und Mauern der Stadt gesprüht. Die Künstler und ihre Graffitis sind heute in Athen eine Touristenattraktion, die Krise hat sie bekannt gemacht. 

Street Art in Athen 2018
Krisen & Kreativität: Raus aus der Box

Eine weitere Gemeinsamkeit besteht darin, dass bei beiden ein Denken über den Tellerrand hinaus erforderlich ist. 

In einer Krise müssen Einzelpersonen und Organisationen innovative Lösungen für die anliegenden Probleme finden. Also raus aus der Komfortzone, um weiterzukommen. In ähnlicher Weise sind es Kreative, die per se anders denken und Annahmen in Frage stellen, bei derartigen Prozessen befruchtend und beschleunigend einwirken können. 

Krisen & Kreativität: Kraft und Ausdauer 

Sowohl Kreativität als auch Krisen erfordern außerdem Ausdauer und Widerstandsfähigkeit. Die Bewältigung einer Krise kann schwierig sein und erfordert Entschlossenheit, Disziplin und innere Kraft. 

So braucht auch die Umsetzung einer kreativen Idee einen langen Atem, braucht oft Ausdauer und die Fähigkeit, Rückschläge in Kauf zu nehmen. Es gibt die kreativen Geistesblitze, die schnell umgesetzt werden, in der Regel brauchen aber auch sie für die Umsetzung Zeit und Einsatz.  

Krisen & Kreativität: Wachstum 

Und schließlich können beide zu persönlichem Wachstum führen, da Einzelpersonen und Organisationen gezwungen sind, sich selbst zu fordern und neue Fähigkeiten und Denkweisen zu entwickeln.

Dies bedeutet, dass Kreativität und kreatives Denken in einer Krise Lösungen beschleunigen. Dabei ist es erlaubt, notwendig und wichtig, die Probleme aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten, flexibel zu sein und sich an die veränderten Umstände anzupassen. 

Kreativ und innovativ zu sein ist also extrem hilfreich, um Krisen zu meistern.

Jeder Mensch ist kreativ

Du sagst „Ich bin nicht kreativ“. 

Jeder Mensch ist kein Künstler. Das hat vor über 50 Jahren der Künstler Joseph Beuys gesagt. Und damit meinte er nicht, dass jeder Mensch malen oder Musik machen kann. Vielmehr, dass jeder seine individuelle kreative Begabung erkennen und einsetzen sollte – um sich zu stärken aber auch um sein soziales Umfeld zu prägen

Klar, Kindheit, Prägung, Erziehung und Verhaltensmuster können die eigene Kreativität „zudecken“. 

Wenn sie zugedeckt ist, kann man sie aber auch wieder aufdeckt werden. Gerhard Hüther spricht so anschaulich davon, „wenn etwas im Leben verwickelt ist, kann man dies auch wieder entwickeln“. Also aufdecken, entwickeln … 

Das sind schöne Bilder, mit denen Kreativität wieder wachsen kann. 

Kreativität im Coaching 

Vergleichbares mache ich in meinem Koaching. Ich decke wieder auf, was verdeckt war. So mache ich mit meinen KlientInnen – mit Frauen Männern in verantwortlichen Positionen wie auch im Alltag stehend – nach einer kurzen Ist-Soll Analyse erst einmal einen Break. Einen Kreativ-Break.  Gemeinsam finden wir heraus, wo und wie mein Gegenüber kreativ war und es jetzt noch ist. Wo kommen sie ins kreative Handeln? Wo entdecken sie eine Leidenschaft, Freude… so etwas wie Zeit vergessen, im Flow sein? 

Im Kreativen Tun steckt das Potential und die Kraft, etwas zu gestalten, neu zu machen, zu verändern.  Das bringt sie automatisch in einen guten Zustand, ist entspannter. 

Und genau diesen kreativ-guten Zustand (`Flow`) nutze ich im Koaching, um die persönliche Krise zu betrachten. Gute Voraussetzungen für einen Neuanfang. 

Und da liegt auch das größte Learning. Trotz schwieriger Situation, trotz Krise wieder ins Tun zu kommen, über den eigenen Tellerrand ins Wachstum rein. 

Kreativ zu sein hilft, die eigene Herausforderung zu gestalten, dem Neuanfang ein Bild zu geben. Und dann mit diesem neuen Bild über sich selbst in den nächsten Lebensabschnitt zu starten. 

Ich verbinde Krisen mit Kreativität. Für den Neuanfang. Für deinen Neuanfang. 

Wenn Du mehr wissen willst, dann lass uns gerne reden 

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